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  • AutorenbildInes Balcik

Zwischen Altem und Neuem

Aktualisiert: 8. Mai 2021

Toutes choses sont dites déjà; mais comme personne n’écoute, il faut toujours recommencer. Dieses Zitat von André Gide fand ich, als ich auf der Suche nach einem anderen Zitat war. Es passt auch 70 Jahre nach dem Tod des französischen Literaturnobelpreisträgers wie die Faust aufs Auge.

Das Zitat, das ich eigentlich suchte, weil es auf deutschen Seglerseiten beliebt und in mehreren Varianten verbreitet ist, widerspricht dem Eingangszitat nur auf den allerersten flüchtigen Blick.

On ne peut découvrir de nouvelles terres sans consentir à perdre de vue le rivage pendant une longue période, so lautet das Gide-Zitat nach dieser Quelle. Fast genauso viele Fundstellen gibt es im Internet für die Variante découvrir de nouvelles contrées.

Ob André Gide nun von terre sprach oder von contrée, weiß ich nicht. Auf jeden Fall finde ich es sehr interessant, dass in deutschen Übersetzungen des Zitats so häufig vom Ozean und vom Meer die Rede ist, zum Beispiel in dieser freien Formulierung: Man kann keine neuen Ozeane entdecken, wenn man nicht den Mut hat, die Küste aus den Augen zu verlieren.

Aber nicht der Wortlaut im Einzelnen interessiert mich an dieser Stelle, sondern die Essenz. Die lautet nämlich für mich: Wir können nur dann etwas bewegen, im Kleinen wie im Großen, wenn wir bereit sind, die Grenzen unseres Horizonts zu verschieben. Immer wieder. Dazu muss man nicht zur See fahren, nur bereit sein, auch einmal über den eigenen Schatten zu springen. Oder auf Neudeutsch ausgedrückt: bereit sein, die Komfortzone zu verlassen.

Und doch trifft auch das erste Zitat den richtigen Ton. Manche Dinge können nicht oft genug gesagt werden, das gilt auch und gerade 76 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz.


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