Die bemooste Bank hat mich in ihren Bann gezogen. Sie bewacht einen geschichtsträchtigen Ort, sie fasziniert durch ihre beharrliche Beständigkeit. Man sieht ihr an, dass sie nicht mehr die Jüngste ist. Wir beide passen also hervorragend zusammen.
Sie symbolisiert perfekt beide Seiten der Lebensmedaille: Weitergehen und Innehalten, Ruhe und Veränderung. Beharren. Genau da liegt mein Bogen zur Bewegung. Meine Pausen werden länger, aber die Neugier, der Drang nach Bewegung, ist noch ungebrochen. Langsam gehe ich weiter, aber beharrlich. Wie die Schildkröten, ja, sie begleiten mich, ermutigen mich.
Der Geist des Wettkampfs nimmt bald neue Gestalt an. Es gibt wieder Wettkämpfe, wirkliche, echte. Und während ich mich auf den vom letzten Jahr verschobenen Marathon vorbereite, schiele ich in die Zukunft. Wo gibt es überhaupt Laufwettbewerbe für Schildkrötenläuferinnen wie mich? Guckt man im Internet nach Läufen für Langsame, findet man auf deutschsprachigen Seiten zwischen wortreichen Formulierungen nur eine einzige Antwort: Langsame* Läuferinnen haben auf Wettkämpfen nichts zu suchen.
* Langsam immer bezogen auf die Zeit des argumentierenden Läufers. Ja, wer so argumentiert, ist immer männlich.
Sucht man auf Englisch, finden sich tatsächlich Listen von Läufen, in denen auch Langsame willkommen sind. Leider bezogen auf Läufe in den USA.
In Europa gibt es dankenswerterweise das Heart Runner Girl und ihre Zusammenstellung langsamer Halb-Marathons: Half marathons for slow runners.
Sie hat mich auf eine Idee gebracht für einen Marathon zum 70. Bevor das so weit ist, wartet der um ein Jahr verspätete Marathon zum 60. Ich werde berichten.
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